Eine Bild-Choreographie des Reisens – keine Reiseroute, sondern eine poetische Geografie.

Von einem Ort zum andern, auch wenn die Erfahrung zeigt, dass man einen Raum nicht verlassen kann, ohne zugleich in einen anderen zu geraten. Man wundert sich, wie alles zusammenhängt. Maurin Bisig zeigt uns nicht Grenzen auf, sondern arrangiert, verbindet und verknüpft die Räume und Orte, die er bereist hat und webt den Bildfaden zu einem weichen Stoff voller Möglichkeiten.

Auf dem Velo durch Osteuropa; in schneller Fahrt mit dem Auto durch die Weite Finnlands, die sich zusammenzieht zu einem Schneeball; stundenlang zu Fuss in aufrechtem Gang irgendwo in Afrika oder Ankommen in der Lebenshaltung und dem Sound von Jamaica. Man muss schon vom Velo steigen und einen klaren Standort einnehmen, um der Bäuerin und dem Bauer auf dem Feld so gelassen in die Augen zu schauen. Es braucht Vertrauen und Nähe, um auf dem Boden schlafende Kinder in einem Vorhof in Gambia zu fotografieren. Kleine Mädchen springen lachend durch einen sonnengesprenkelten Garten an weisser Wäsche vorbei. Es braucht Sensibilität und Bereitschaft, um den unwiederbringlichen und sehr kurzen Moment des Glücks einzufangen.

Was bringt Maurin Bisig nach Hause ins Entlebuch? Und warum kommt er überhaupt nach Hause ins Entlebuch? Da, wo der Nebel so dicht sein kann, dass es keine Ferne gibt. Mit einer Reisetasche voller Konserven: Filmbüchsen mit latenten Bildern von anderen Orten und Räumen. Dass das Bildmaterial analog ist, dass die "Entwicklung" dieser eingefangenen Lichtspuren mit Optik und Chemie zu tun haben, ist bezeichnend für Maurin’s Arbeit. Das Hinschauen, das sich Bewegen, das Berühren und Riechen in all der Flüchtigkeit. Es ist nichts Zielloses, sondern Absicht zu einer Unterscheidung von den Touristen, die wir alle sind, tagtäglich virtuell auf den Obflächen unserer Bildschirme.

Die unterschiedlichen Sprachen in seiner Fotografie zeigen die Auseinandersetzung mit den Mitteln, diese Realität auf zwei Dimensionen zu komprimieren und die unterschiedlichsten Klänge seiner Instrumente und der Technik zu begreifen.

Er nimmt am Leben teil, ist ein genauer Beobachter und ein Geschichtenerzähler. Die Stimmungen, auf denen wir beim Betrachten balancieren, können uns in alle Richtungen führen. Weder die Erinnerung noch das Unterwegssein verlaufen linear und sind doch miteinander verbunden in scheinbarer Gleichzeitigkeit.

Maurin Bisig kann nicht sitzenbleiben. Er ist ein Reisender und die Welt sein lebendiges Gegenüber.